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Branchen-Untersuchungen: Prima Klima für die Weiterbildung

Die Geschäftsaussichten für die Weiterbildungseinrichtungen sind hervorragend – das belegen zwei aktuelle Studien. Allerdings sind die Prognosen längst nicht für alle Anbieter günstig. Die Erfolgsaussichten hängen wesentlich von dem Standort und dem Angebot der Einrichtung ab.

Bayern hat eines mit Bremen gemeinsam: Beide Länder sind grüne Länder – zumindest auf der Deutschlandkarte des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Die Karte, die das Bonner Institut im Juni 2008 veröffentlicht hat, zeigt erstmals auf, wie hoch die Dichte der Weiterbildungsanbieter in den einzelnen Bundesländern ist.

Die größte Auswahl an Bildungsanbietern haben demnach die Hamburger: Hier kommen auf 100.000 Einwohner rund 55,4 Einrichtungen. Schlecht hingegen sieht es für die Bewohner Sachsen-Anhalts aus: Mit 23,2 Anbietern auf 100.000 Einwohner leben sie – weiterbildungstechnisch gesehen – im strukturschwächsten Gebiet.

Erstellt wurde die Karte im Rahmen des Projekts Anbieterforschung, das das BIBB gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) im Winter 2007 durchgeführt hat. DIE und BIBB hatten in einem groß angelegten Projekt erstmals ermittelt, wie viele Weiterbildungseinrichtungen in Deutschland ihre Dienste anbieten. Die rund 17.000 verifizierten Adressen wurden jetzt in einem zweiten Schritt auf die Landkarte übertragen, um die Angebotsdichte in den einzelnen Bundesländern zu illustrieren.

Die Grafik zeigt jedoch nicht nur, wie viele Weiterbildungsanbieter es angeblich in Deutschland gibt – sie gibt auch Aufschluss über die Stimmung der Seminaranbieter. 'Wie sieht Ihre aktuelle wirtschaftliche Lage aus?' hatten BIBB und DIE die Weiterbildungsanbieter gefragt. Und sie gleichzeitig um einen Blick in die Zukunft gebeten ('Wie wird Ihre Lage in einem Jahr aussehen?') Ergebnis ist der so genannte Klimaindex, der in Anlehnung an den ifo-Geschäftsklimaindex errechnet wurde.

In Berlin herrscht die beste Stimmung

Insgesamt ist die Stimmung unter den Anbietern gut. Auf einer Skala von -100 bis +100 schafften es die Weiterbildungseinrichtungen auf +26. Der Blick auf die Länderkarte zeigt jedoch, dass nicht überall Zuversicht herrscht. 'Es zeigt sich ein Ost-/West- bzw. Nord-/Süd-Gefälle, wie wir es auch von der allgemeinen Wirtschaftskraft her kennen', ordnet Hans-Joachim Schade vom BIBB die Ergebnisse ein.

Optimistische Musterbrecher sind die beiden Stadtstaaten Hamburg und Berlin. 'Die Anbieter in beiden Städten profitieren offensichtlich von ihrem Einzugsgebiet, das bis in ländliche Gegenden hineinreicht', mutmaßt Schade. Berlin könnte zusätzlich der Hauptstadt-Bonus zugute kommen. 'Hier leben Menschen mit einem hohen Bildungsniveau, die großen Weiterbildungsbedarf haben – das kurbelt die Nachfrage an und wirkt sich positiv auf die Geschäfte der Weiterbildner aus.'

Große Verdrossenheit herrscht hingegen in Bremen. 'Der niedrige Klimawert von 8,7 hat uns sehr überrascht', berichtet Dr. Gisela Feller vom BIBB. Um die allgemeine Wirtschaftslage des Stadtstaates ist es nicht zum besten bestellt, die öffentliche Hand investiert vergleichsweise wenig in die Weiterbildung, und zugleich buhlen viele Anbieter um Kunden – das könnte den Pessimismus der Anbieter erklären. 'Über den Zusammenhang zwischen Lage und Stimmung können wir allerdings nur mutmaßen', schränkt Feller ein. 'Für valide Aussagen dazu müssen wir weiter forschen.'

Selbstständige Trainer schätzen ihre Lage am positivsten ein

Zuverlässige Aussagen können die Studienautoren jedoch über einen anderen Stimmungsfaktor machen: Die Geschäftsaussichten eines Anbieters hängen wesentlich von seiner Struktur und seinem Angebot ab. Die höchsten Klimawerte weisen private Anbieter mit +34 und selbstständige Trainer mit +37 auf, gefolgt von Fachhochschulen (+32) und Einrichtungen der Wirtschaft (+31). Die niedrigsten Werte haben die Einrichtungen der Kirchen (-4,9), Gewerkschaften (-3,4) und der Volkshochschulen (-0,6).

Die miese Stimmung bei den Einrichtungen der Kirchen und Gewerkschaften erklärt sich durch ein weiteres Ergebnis: Schlechte Geschäfte erwarteten vor allem diejenigen Einrichtungen, die nur allgemeine, politische und kulturelle Weiterbildung anbieten. Ihr Klimawert liegt bei nur +0,6 – allerdings bilden sie mit sechs Prozent Marktanteil auch die kleinste Teilgruppe. 38 Prozent aller Einrichtungen bieten sowohl allgemeine als auch berufliche Weiterbildung an, was sich positiv auf ihre Geschäftsaussichten auswirkt (Klimaindex +20). Euphorie herrscht hingegen bei den Unternehmen, die sich auf berufliche Weiterbildung spezialisiert haben. Mit einem Klimaindex von +30 liegen sie deutlich über dem Durchschnitt, mit einem Anteil von 56 Prozent stellen sie auch die größte Anbietergruppe.

Dass die Stimmung bei Einrichtungen der betrieblichen Weiterbildung gut ist, bestätigt eine andere Erhebung: Um elf Prozent ist der Umsatz der Weiterbildungseinrichtungen im Jahr 2007 gewachsen – das belegt die Marktstichprobe der Lünendonk GmbH, Kaufbeuren, die im Juni 2008 veröffentlicht wurde. Einen Grund für das Wachstum sieht Dr. Heinz Streicher, Berater des Marktforschungsinstituts, im drohenden Fachkräftemangel: 'Die Unternehmen gehen zunehmend dazu über, Kompetenzlücken durch Schulungen, statt durch Rekrutierung zu schließen.'

Das Wachstum pendelt sich auf hohem Niveau ein

Den Unternehmen wird Weiterbildung wichtiger – das erklärt auch, warum die outgesourcten Trainingsabteilungen der Konzerne, die in erster Linie den Weiterbildungsbedarf des Mutterunternehmens decken, immer größer werden. So befinden sich unter den zehn umsatzstärksten Weiterbildungsanbietern bereits sieben Konzerntöchter.
 
Die Stimmung ist gut bei den Anbietern betrieblicher Weiterbildung. Und sie wird so schnell nicht getrübt werden: 'Das Wachstum wird sich laut Erwartungen der Weiterbildner bei fünf bis zehn Prozent auf hohem Niveau einpendeln', so Lünendonk-Berater Streicher.

Autor(en): (Corinna Moser)
Quelle: Training aktuell 08/08, August 2008
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