Editorial

Bitte nicht ins Kloster!

Was wünschen sich Weiterbildner von Weiterbildungen? Mit dieser spannenden Frage hat sich eine Studie beschäftigt, die Ende November 2008 in Bonn vorgestellt wurde. Das Ergebnis: Weiterbildner auf Weiterbildungssuche haben keine anderen Auswahlkriterien als ihre Kunden. Untersucht haben die Studienautoren die Wünsche von allgemeinen und beruflichen Weiterbildnern. Und für sie gilt: Nutzwertig soll die eigene Weiterbildung sein, nah an der Praxis, kurz und kompakt. Wenig anspruchsvoll sind Trainer in puncto Ambiente: Luxus ist zwar schön, muss aber nicht sein. Empfindlich reagieren sie nur, wenn das körperliche Wohlbefinden in Gefahr ist. 'Ins Kloster gehe ich nie wieder', gab einer bei der Befragung an. 'Da habe ich die ganze Zeit gefroren.'

Ein bisschen Wärme, kompaktes Wissen, der Austausch mit Kollegen – mehr wünschen die meisten Lehrenden nicht, wenn es um ihre eigene Weiterentwicklung geht. Dennoch bilden sich viele Weiterbildner nicht weiter, weil ihnen schlicht Zeit und Geld dazu fehlen. Wie soll auch ein VHS-Dozent, der stundenweise bezahlt wird und keine Beschäftigungsgarantie hat, in eine langfristige Qualifizierung investieren? Er kann es nicht. Dieser Zustand ist bedauerlich für die Betroffenen. Aber er ist auch von Nachteil für die ganze Gesellschaft. Denn nicht umsonst trägt die vorgestellte Studie den Titel 'Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung (...) durch Kompetenzförderung von WeiterbildnerInnen'. Die Gleichung, die dahinter steht, ist einfach: Weiterbildner, die sich qualifizieren, verbessern das Produkt Weiterbildung – und dieses bindet dann im besten Fall mehr Kunden.

Diese Gleichung ist unter Management-Trainern bekannt. Seit jeher gehört es für sie zum guten Ton, sich jedes Jahr ein paar Tage aus dem Geschäft auszuklinken, um sich selbst auf die Schulbank zu setzen. Kluge Anbieter werben sogar mit der Anzahl der Fortbildungstage, die sie ihren Trainern zur Pflicht machen. Doch in einem Punkt unterscheidet sich die Situation eines Volkshochschuldozenten, der 15 Euro pro Stunde bekommt, nicht von der eines Führungskräftetrainers, der das Zehnfache erwarten kann: Beide brauchen gesicherte Beschäftigungsstrukturen, um sich ihrer eigenen Kompetenzentwicklung widmen zu können. Um diese gesicherten Beschäftigungsverhältnisse ist es zumindest bei den beruflichern Weiterbildnern im Moment nicht allzu schlecht bestellt, wie eine derzeit laufende Umfrage auf www.managerseminare.de zeigt. Noch bis Ende Dezember können Weiterbildner hier angeben, welche Auswirkungen der Finanzkrise sie erwarten. Bislang sind 120 Antworten eingegangen. Das erfreuliche Ergebnis: 67 Prozent gehen davon aus, dass der Umsatz ihres Unternehmens im Jahr 2009 gleich bleiben oder gar steigen wird. Das sind gute Aussichten für die Weiterbildung, genauer: für die Weiterbildung der Weiterbildner.

Corinna Moser
Autor(en): (Corinna Moser)
Quelle: Training aktuell 12/08, Dezember 2008
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