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ASTD-Konferenz: 10.000 Trainer aus aller Welt trafen sich in Dallas

Der Trainer, der sich vor die Klasse hinstellt und den Mitarbeitern einen zweistündigen Vortrag über ein neues Produkt hält, ist weniger denn je gefragt. An seine Stelle tritt ein Trainer mit einer neuen Rollenbeschreibung. Nicht mehr Unterricht geben und Stunden abwickeln ist seine Aufgabe. Vielmehr ist er dafür verantwortlich, ein Trainingsprogramm in Konzept und Design zu entwickeln und zu multiplizieren. Hierfür stehen ihm Mittel zur Verfügung, die es vor fünf Jahren noch nicht gab: Er kann über die ganze Palette von Multimedia-Anwendungen verfügen, um den Lernerfolg zu sichern und in der täglichen Arbeit umzusetzen.

Das war einer der wichtigsten Trends der Jahreskonferenz der ASTD (American Society for Training and Development), die dieses Jahr in Dallas/Texas stattfand. Mit 10.000 Teilnehmern aus dem Trainings- und Personalbereich gilt die Konferenz als einer der weltweit wichtigsten Anlässe der Branche.
Mehr denn je wird der Trainer von seinen Auftraggebern in die Pflicht genommen: Es ist seine Aufgabe nachzuweisen, daß das Unterfangen genützt hat: Geschäftsleitungen messen das nicht in bezahlten Trainerstunden, sondern etwa in einer nachvollziehbaren Verbesserung des Umsatzes pro Mitarbeiter in der Verkaufsabteilung nach Durchführung eines Planspiel-Seminars.

'Performanceorientierung' war denn auch eines der meistgebrauchten Stichwörter auf der ASTD-Konferenz: Der Wert der vom Trainer oder auch der Personalabteilung eines Unternehmens erbrachten Leistung soll meßbar gemacht werden - so eng wie möglich an den harten unternehmerischen Zahlen wie Deckungsbeiträgen, Umsatz pro Mitarbeiter, Gewinn pro Mitarbeiter oder verkaufte Einheiten: Auch der Trainer ist in der Pflicht, 'Bottom-Line Results' zu erzeugen. Die Folge ist, daß sowohl Personalabteilungen als auch Trainer in den USA unter massivem Druck stehen. Denn nicht jede in den fetten Jahren erbrachte und bezahlte Leistung hält einer Überprüfung nach diesen harten Kriterien Stand. Die Folge: Viele mit der Entwicklung von Mitarbeitern Betraute verlassen jetzt ihren Elfenbeinturm aus Fachjargon und Funktionskultur und versuchen, die Sprache des Unternehmens zu erlernen. Zum ersten Mal scheinen sich einige Personaler und Trainer, das wurde in Dallas in Expertengesprächen deutlich, für die Leistungen und die wirtschaftlichen Geschicke ihres Unternehmens zu interessieren - es wird mehr denn je über den Tellerrand der eigenen Abteilung gesehen.

Weiterbildern und Trainern kommt zugute, daß ihnen heute mehr unterstützende Technik zur Verfügung steht: In den USA schon sehr verbreitet, in Deutschland in den Anfängen, ist der Einsatz von Multimedia in der Weiterbildung. Zu einer Weiterbildungs-Veranstaltung auf amerikanische Art gehört, daß der Vortragende eine Batterie von Technik auf dem Rednerpult stehen hat. Der mitgebrachte Laptop-Computer enthält die Präsentation, in Farbe, mit Graphik, bewegten Bildern, Musik und Ton. Aufwendige Programme werden über die angeschlossene CD-ROM eingespielt. Alle Bilder aus dem Computer werden mit Hilfe eines Videoprojektors projiziert: Die Leinwand wird zum Computerbildschirm für alle. Hier kann interaktiv gearbeitet werden: Teilnehmer-Reaktionen, -Fragen und -Wünsche bestimmen den Ablauf der Veranstaltung. Alle Arten von Simulationen mit Dialogmöglichkeit können eingespielt werden: So kann etwa ein Verkaufsgespräch mit einem Kunden naturnah gespielt werden, oder der Proband aus dem Teilnehmerkreis muß eine Präsentation vor Kollegen abliefern, die alle nur auf dem Bildschirm existieren, aber gleichwohl Fragen stellen und die Antworten des Probanden direkt bewerten.
Der Weg auch für den europäischen Kontinent scheint damit vorgezeichnet: Das reine Lernen vom Papier und aus dem Frontalunterricht hat einen mächtigen Konkurrenten bekommen. Die Trainingsbranche muß sich auf die neue Technik einstellen, weil sie viele Anwendungen anschaulicher, abwechslungsreicher, lernintensiver und damit erfolgreicher macht.
Auch von Trainern wird heute verlangt, schnell zu sein: Die Technik wird es möglich machen, mehr Menschen an mehr Orten in kürzerer Zeit zu erreichen als mit konventionellen Mitteln. Freilich ist jede Technik nur so gut wie die Inhalte, die ihr eingehaucht werden. Eine multimediale CD-ROM allein macht noch kein gutes Training.
Autor(en): (axg)
Quelle: Training aktuell 07/95, Juli 1995
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