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Zwei Studien mit konträrem Ergebnis: Deutsche Betriebe: Bildungsträger oder -muffel?

Die deutsche Wirtschaft fühlt sich von der Öffentlichkeit als Bildungsträger verkannt. So jedenfalls das Ergebnis einer Studie unter gut 4.000 Unternehmen, die TNS Infratest im Auftrag der Commerzbank-Initiative UnternehmerPerspektiven durchgeführt hat. Demnach beteuert fast die Hälfte der Befragten, heute mehr für Bildung zu tun als allgemein angenommen werde. Ebenfalls die Hälfte beklagt, als Leistungsträger der Bildung nicht ausreichend gewürdigt zu werden. Die Firmen haben den Eindruck, den Karren für die Schulen aus dem Dreck ziehen zu müssen. Denn die Schulen bereiten den Nachwuchs aus Sicht der Wirtschaft nur unzureichend auf die Anforderungen des Berufslebens vor. 80 Prozent der Firmen gaben an, mit argen Qualifikationsmängeln der Belegschaft konfrontiert zu sein und sind der Ansicht, durch diese Qualifikationsmängel an der Umsetzung ihrer strategischen Pläne gehindert zu werden. Als Ausgleich für das angebliche Bildungsdesaster bieten denn auch laut Studie 98 Prozent der Betriebe ihren Mitarbeitern Entwicklungsmöglichkeiten: in 90 Prozent der Fälle in Form von Weiterbildung. International sieht sich die deutsche Wirtschaft mit ihrem Qualifikationsangebot prima aufgestellt.

Doch eine zweite, ebenfalls jüngst erschienene Untersuchung zeichnet ein anderes Bild - und das liegt offenbar daran, dass in dieser Befragung keine Unternehmer, sondern die Beschäftigten selbst, also die (vermeintlichen) Adressaten von Weiterbildung zu Wort kamen. Laut Ergebnis der länderübergreifenden Studie des internationalen Personalforschungs- und Beratungsunternehmens ISR, in die Daten aus 53.000 Mitarbeitergesprächen in Deutschland eingeflossen sind, nimmt Deutschland jedenfalls in puncto Weiterbildung im europäischen Vergleich den vorletzten Platz ein. In konkreten Zahlen bedeutet das: Nur gut 55 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass ihr Unternehmen sie ausreichend weiterentwickelt. Lediglich 44 Prozent glauben, dass die Personalentwicklung sie zu ihrer vollen Leistungsfähigkeit aufbaut. Die Folge, so ISR Deutschland Leiterin Dr. Michaela Dabringhausen: 'Viele Arbeitskräfte wandern ins Ausland ab, weil sie dort bessere Entwicklungschancen für sich sehen. Hiesige Unternehmen suchen mittlerweile Hände ringend nach guten Mitarbeitern, tun aber zu wenig, um diese zu fördern.' Was also soll man nun glauben? Sind die deutschen Unternehmen hehre Kämpfer gegen den fortschreitenden Verfall unseres Bildungssystems - wie sie es selbst sehen? Oder sind sie tranige Trainingsverweigerer wie es viele Mitarbeiter offenbar empfinden? Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen.

Die Untersuchung 'Bildung und Qualifikation am Standort Deutschland: Die Studie 2/2006 der UnternehmerPerspektiven' steht zum kostenlosen Download unter www.unternehmerperspektiven.de bereit. Infos zur ISR-Studie gibt es unter E-Mail: Frankfurt@isrinsight.de.
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