Seit 2007 soll das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Vätern mehr Möglichkeiten eröffnen, sich an der KinderÂbetreuung zu beteiligen: u.a. durch Elterngeld und Partnermonate. Wer wie lange Elternzeit nimmt und wie Beruf, Karriere und Einkommen diese Entscheidung beeinflussen, das hat Almut Peukert in ihrer Studie 'Aushandlungen von Paaren zur Elternzeit' untersucht. Mit überraschendem Resultat: Weder berufliche Nachteile noch das meist höhere Einkommen des Mannes scheinen der Hauptgrund dafür zu sein, dass Väter seltener als Mütter Elternzeit und -geld in Anspruch nehmen. Vielmehr sind es die persönlichen Wertevorstellungen der Paare.
Die Studienautorin erÂÂmittelte vier Grundmuster zur Betreuungsverantwortung von Kindern. Paare, bei denen eine traditionelle Arbeitsteilung und somit die Zuständigkeit der Mutter für das Kind selbstverständlich ist, ordnet Peukert der Gruppe „Hegemonic Mothering“ zu. Dabei nutzt die Mutter die maximal mögliche Elternzeit mit Elterngeldbezug, der Vater nimmt eventuell zwei Partnermonate. Väter, die ihren Anteil an der Elternzeit aktiv versuchen gering zu halten, zählen laut Studie zur Kategorie 'Sameness Taboo'. Doch es gibt auch eine Gruppe, in der Mütter ihrerseits das Engagement der Väter verhindern möchten, selbst wenn diese Gleichberechtigung fordern ('Maternal Gatekeeping'). In der vierten Gruppe, 'Equally Shared Parenting', teilen sich die Paare gleichberechtigt Elternzeit und Kinderbetreuung.
Zur Gleichberechtigung, so Peukert, können zwar entsprechende Gesetze und familienfreundliche Unternehmen beiÂÂÂtragen; entscheidend sind aber die Eltern. Wie Elternzeit aufgeteilt wird, habe unterschiedliche Folgen, insbesondere für die Einkommens- und Karrierechancen von Müttern.
Studienautorin Peukert plädiert für eine gleichberechtigte Aufteilung und begrüßt daher das seit Juli in Kraft getretene ElterngeldPlus: 'Es ist mit 18 Monaten um vier Monate länger angelegt, fördert das frühere Zurückkommen in den Beruf durch Teilzeitangebote und ist damit ideal für Paare, die sich Erwerbs- und Familienarbeit gleichberechtigt teilen wollen.' Peukert befragte für ihre Studie neun Paare zwischen 27 und 42 Jahren in Einzel- und Paarinterviews. Die Studie ist als Buch im Springer-Verlag erschienen: Almut Peukert 'Aushandlungen von Paaren zur Elternzeit. Arbeitsteilung unter neuen Vorzeichen?', 39,99 Euro.