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Spiel ohne Ball: Was Firmen vom Fußball lernen können

Passend zur Fußball-WM publiziert Peter Schlötter, Unternehmensberater aus Karlsruhe, ein neues Buch für Führungskräfte. Titel: 'Das Spiel ohne Ball im Unternehmen - Kommunikation sichtbar machen und verbessern'. Tenor: Der Fußball hat dem Business manches voraus. managerSeminare hat schon mal nachgefragt, was.

Herr Schlötter, Ihr neues Buch über Kommunikation im Unternehmen heißt 'Das Spiel ohne Ball im Unternehmen'. Wieso haben Sie sich gerade für diese Fußball-Metapher entschieden?

Peter Schlötter: Ich bin schon seit jungen Jahren fußballbegeistert. Aber erst durch meine wissenschaftliche Arbeit ist mir klar geworden, dass Fußball gerade deshalb so faszinierend ist, weil man dabei unmittelbar Kommunikation beobachtet, nämlich zwei Unternehmen in Interaktion. Allerdings kann man beim Fußball die Zusammenhänge sehen. Jede Bewegung kann als bedeutsames Zeichen gelesen werden. Die Fußballer müssen in der Lage sein, die Bedeutung von Bewegungen zu verstehen, sie vorherzuahnen und erfolgreich darauf einzuwirken. Wenn im Fußball etwas schief läuft, dann hört man oft: Das war ein Missverständnis, obwohl niemand etwas gesagt hat. Aber alle Aspekte von Kommunikation sind gegeben: Information-Mitteilung-Verstehen. Damit sind wir bei des Pudels Kern. Die Metapher 'Spiel ohne Ball' bedeutet, dass in der Kommunikation im Raum auch fern vom ball-operativen Geschehen entscheidende Voraussetzungen für den Erfolg der Mannschaft geschaffen werden - oder eben nicht.

Wird in Unternehmen das 'Spiel ohne Ball' zu wenig beachtet?

Peter Schlötter: Ja schon - im Unternehmen besteht die Schwierigkeit darin, dass Kommunikation dort zunächst in den Köpfen verborgen stattfindet. Man konzentriert sich deshalb auf Sachprozesse und einzelne Personen, weil man die wenigstens sehen kann. Die Fußballer haben es einfacher: Man braucht nur auf den Platz zu schauen und alles ist offensichtlich. Allerdings schaute man anfangs auch im Fußball gebannt auf einzelne Personen - Stichwort: Manndeckung. Doch mit dieser starren Ordnung war Schluss, als einzelne Mannschaften ihre Strategie radikal umstellten und ein viel komplexeres Vorgehen lernten: Sie konzentrierten sich auf die dynamischen Beziehungen zwischen Spielern, Ball und Spielraum. Damit begann der Siegeszug der ballorientierten Raumdeckung. Manndeckung kommt nur noch in besonderen Situationen zum Einsatz. Ein ähnlicher Schritt steht den Unternehmen noch bevor.

Was können Unternehmen denn tun, um vom Prinzip der Manndeckung wegzukommen?

Peter Schlötter: Sie müssen Kommunikationsbeziehungen als ein eigenständiges System mit eigener Dynamik begreifen, die sie zwar gemeinsam erzeugen, der sie aber auch unterworfen sind. Die Systemtheorie hilft bei diesem Umdenken. Tatsächlich stößt man in der Praxis auch immer häufiger auf Versuche, die Dynamik des weichen Sektors zu bearbeiten. Das heißt, die Unternehmen versuchen bereits, Kommunikation zum Gegenstand von Reflexion zu machen. Aber dabei arbeiten sie oft noch uneffektiv.

Wieso das? Was läuft denn in den Firmen aus Ihrer Sicht nicht rund?

Peter Schlötter: Nehmen Sie nur die Mitarbeiterbefragungen, die die Qualität von Kommunikation erfassen sollen. Diese sind ein Fortschritt, aber sehr aufwendig und unbeholfen, man bekommt die Ergebnisse erst Wochen oder Monate später. Ich plädiere daher für andere, sofort wirksame Methoden, die die Güte der Beziehungen in kleinen oder kleinsten Reflexionsprozessen in Echtzeit sichtbar machen. Wenn jede Art von Team solch eine Reflexion regelmäßig, etwa einmal im Jahr durchführt, dann wird damit das gesamte Kommunikationsnetz des Unternehmens verändert. Eine solche Steigerung der Qualität der Kommunikationsprozesse wird durch einen neutralen Moderator optimal unterstützt.

Und das wäre dann Aufgabe der Personalentwicklung?

Peter Schlötter: Genau. Denn dort ist meist schon viel notwendiges Know-how vorhanden. In der PE steckt ein enormes Potenzial, das frei wird, wenn sie als Qualitätssicherung für Kommunikation aufgestellt wird. Dann hat die PE eine strategische und für alle spürbare Aufgabe innerhalb des Unternehmens - sie sorgt für das 'Spiel ohne Ball' im Unternehmen.
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