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Mobilität am Arbeitsmarkt

Beschäftigte scheuen den Jobwechsel

Die Mobilität am deutschen Arbeitsmarkt ist merklich gesunken. Das geht zumindest aus einer aktuellen Analyse des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) hervor. Zwar landen Kurzzeitarbeitlose schneller als vor den Hartz-Reformen wieder in einem Beschäftigungsverhältnis. Gleichzeitig aber scheuen Beschäftigte den Stellenwechsel. Während Ende der 90er-Jahre Arbeitnehmer noch im Schnitt neuneinhalb Jahre bei einem Arbeitgeber blieben, verweilen sie heute über zehn Jahre in einem Job. Vordergründig könnte man das als positive Erscheinung deuten, schreibt Professor Dr. Matthias Knuth in seiner Analyse. Bei näherem Hinsehen ergibt sich indes ein anderes Bild. Verschiedenen Studien zufolge nämlich sinkt die Zufriedenheit der Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitsplatz mit zunehmender Betriebszugehörigkeit und zunehmendem Alter. Auch ist die Angst vor Arbeitsplatzverlust allgemein gestiegen. Dies spricht nicht dafür, dass die Beschäftigten deshalb nicht wechseln, weil sie mit ihrem derzeitigen Arbeitsplatz besonders zufrieden sind, so Knuth. Auch führen Beschäftigungswechsel heutzutage seltener zu Karrierefortschritten als früher – was den Angestellten bewusst sein dürfte.

Trotz allgegenwärtiger Klagen über den Fachkräftemangel waren also offenbar die betrieblichen Einstiegskonditionen im Durchschnitt nicht so, dass ein Wechsel verlockend erschien, resümiert der Wissenschaftler. Vieles deute darauf hin, dass die wachsende Zahl befristeter Stellen, der steigende Anteil der Zeitarbeitsverhältnisse, zunehmende Lohnspreizung, ein wachsender Anteil von Niedriglohnbeschäftigung und die Ausgliederung von Wachstumsfeldern an eigenständige Einheiten mit tendenziell schlechteren Konditionen den Wechsel oft unattraktiv machen. Die Abwärtsspiralen bei den betrieblichen Einstiegspositionen verhindern somit jene Aufwärtsmobilität am Arbeitsmarkt, die zur Deckung des Fachkräftemangels eigentlich dringend nötig wäre, so die These. Arbeitslose dagegen fühlen sich eher gedrängt, auch Tätigkeiten mit schlechten Konditionen anzunehmen, um einen Abstieg in Hartz IV zu verhindern. Die Untersuchung ist in den WISI Mitteilungen 11/2011 er­schienen.
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