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Harteier und Weichliner: Organisationsentwicklung

Focus-Chefredakteur Helmut Markwort dürfte mit diesem Buch seine Schwierigkeiten haben. 'Fakten, Fakten, Fakten' lautet schließlich sein Credo, das sich auch in Managementetagen großer Beliebtheit erfreut. Doch diese schlichte Sicht der Dinge nehmen die Autoren - allesamt Verfechter eines systemischen Weltbildes - gehörig auseinander. Hintersinnig unterscheiden sie zwischen Fakten und Faktoren. Fakten sind messbar. Das freut das Management. Faktoren sind - nicht messbare - Einflüsse und Prozesse, die zu Fakten führen. Die ignoriert das Management, zumindest häufig. Wenn in Unternehmen offensichtliche Fehlentwicklungen nicht revidiert werden, liegen die Ursachen vielleicht in der Konfliktscheu und fehlenden Kritikfähigkeit der Entscheider. So führen weiche Faktoren zu harten Fakten - nämlich einer verheerenden Bilanz. Und die wiederum schreit nach 'harten' Sanierungsmaßnahmen.

Hier kommen dann meistens Berater ins Spiel. Ihre Aufgabe: den mit zahllosen Fallgruben übersäten Grat zwischen schnell wirksamen Rationalisierungsmaßnahmen und nachhaltiger Organisationsentwicklung sicher zu überwinden, damit das Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreibt. Ein Unterfangen, das der Titel des Buches treffend auf den Punkt bringt: Simsalabim. Wer dahinter puren Sarkasmus vermutet, liegt jedoch falsch. Vielmehr zeigen sich die Autoren überzeugt, dass es möglich ist, tief greifende Veränderungen in die gewünschte Richtung zu steuern, sofern alle Beteiligten bereit sind, den Widerspruch zwischen 'harten' Fakten und 'weichen' Faktoren zu akzeptieren und - mehr noch - Widersprüche als treibende Kraft von Veränderungsprozessen zu nutzen.

Diesem Zweck dient das im Buch vorgestellte Beratungsmodell des Systemischen Integrations Managements. Dahinter, man ahnt es bereits, verbirgt sich weniger eine konkrete How-to-do-Rezeptur für 'Praktiker' als vielmehr die Beschreibung der relevanten Optionen und Einflussmomente, die bei Veränderungsprozessen berücksichtigt werden müssen: die Wechselwirkung zwischen Strategie, Struktur und Kultur des Unternehmens, die Visionsarbeit, die gemeinsame Analyse und Gestaltung von Lernprozessen, die Integration von Widersprüchen sowie die kontinuierliche Reflexion als Voraussetzung für die Selbststeuerung von Organisationen. Es geht darum, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Mehr noch geht es den Autoren jedoch um die Fragen: Warum reagieren Beteiligte betroffen? Und wie lernen die Beteiligten, konstruktiv mit ihrer Betroffenheit umzugehen?

Eine anspruchsvolle Lektüre. Aber das Management von Veränderungen ist eben auch anspruchsvoll. Frei nach Markwort: 'Fakten, Fakten, Fakten - und immer an den Menschen denken!' Das ist schon wesentlich komplizierter.

Roswita Königswieser, Uwe Cichy, Gerhard Jochum (Hrsg.): SIMsalabim, Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-94302-1, 68,50 Mark.
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