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DIN ISO 29990

Neuer Standard für Bildungsträger

DIN ISO 29990 – hinter diesem Kürzel verbirgt sich eine neue Norm, nach der sich Bildungsdienstleister zertifizieren lassen können. Interessant ist die neue Norm vor allem für international ausgerichtete Träger – und deren Kunden.

Die deutsche Weiterbildungsbranche ist um ein zertifizierbares international ausgerichtetes Qualitätsmanagementsystem reicher: die DIN ISO 29990. Der internationale Standard wurde von der International Standardization Organization (ISO) einstimmig verabschiedet und am 1. September 2010 zunächst auf Englisch veröffentlicht. Im Dezember erscheint er in deutscher Fassung. Der neue Standard soll wettbewerbsorientierte Bildungsorganisationen in der Qualitätssicherung ihrer Management- und Bildungsprozesse unterstützen und ihnen mittels Zertifizierung dabei helfen, diese Qualität beim Kunden nachzuweisen – und zwar international vergleichbar.
Die Idee für die neue internationale Norm stammt ursprünglich vom Deutschen Institut für Normung (DIN) in Berlin, das 2006 den Arbeitsausschuss 'Bildungsdienstleistungen' ins Leben rief, an dem sich verschiedene Verbände und Firmen der Bildungsbranche beteiligten. Bei der ISO regte der Ausschuss die Bildung eines Komitees für Bildungsdienstleistungen an, das unter Beteiligung von 29 Nationen im Jahr 2007 seine Arbeit aufnahm. Wie Thomas Rau, der Leiter des Arbeitsausschusses und Projektleiter beim Berlin-Brandenburger Bildungsdienstleister RKW GmbH, berichtet, gelang es dem deutschen Gremium, die Teilnehmer der übrigen 28 Länder davon zu überzeugen, das altbekannte Qualitätsmanagementsystem der RKW, das 'QM-Stufenmodell', das hierzulande bereits als PAS 1037 veröffentlicht worden war, als Grundlage für die Entwicklung der neuen internationalen Norm heranzuziehen.

Wirtschaftlichkeit im Fokus

Im Ergebnis lässt die vom ISO Komitee ausgearbeitete Norm somit Grundzüge des QM-Stufenmodells bzw. der PAS 1037 erkennen (die übrigens nach einer Übergangszeit formal auslaufen wird). Außerdem weist die neue Norm Elemente der ISO ESO 9001 und des europäischen Qualitätsmanagementmodells EFQM auf. Sie umfasst also sowohl allgemeine Managementanforderungen als auch spezielle Anforderungen an den Lehr- und Lernprozess. In dieser Koppelung unterscheidet sie sich von den branchenübergreifenden Qualitätsmanagementsystemen der ISO-9001-Familie und adressiert stärker den besonderen Bedarf der Bildungsdienstleister. Im Unterschied zu bestehenden nationalen Qualitätssicherungssystemen, die ihren Fokus ebenfalls stark auf den Bildungsprozess richten, z.B. die Lernerorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung (LQW), legt die neue ISO-Norm allerdings auch einen Schwerpunkt auf die Wirtschaftlichkeit der Bildungsorganisation, etwa auf das Finanz- und Risikomanagement. Sie gibt beispielsweise Kategorien für einen Business-Plan vor. 'Dieser Aspekt wie auch ihre interna­tionale Ausrichtung machen die neue Norm für Unternehmen, die ins internationale Geschäft einsteigen wollen und die bisher mit keinem anderen bildungsbranchenspezifischen Qualitätsmanagementsystem arbeiten, attraktiv', urteilt Jürgen Scheiwein.
Scheiwein ist als Projektleiter bei der Zertifizierungsgesellschaft Quacert in Schwäbisch Gmünd tätig und für die Prüfung von Bildungsträgern nach der Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung (AZWV) zuständig. Diese Zertifizierung ist für alle Bildungsdienstleister verbindlich, die staatlich geförderte Weiterbildung anbieten. Im Rahmen der Akkreditierung nach AZWV müssen Bildungsträger u.a. ein Qualitätsmanagementsystem nachweisen. Die neue ISO DIN 29990 wird als AZWV-adäquates System anerkannt werden – neben Systemen wie dem BQM-Standard (Bildungs-Qualitäts-Management) des Bundesverbandes der Träger beruflicher Weiterbildung e.V. (BBB) oder der LQW von ArtSet. Skeptisch ist Scheiwein, ob sich eine Umstellung auf die neue ISO DIN-Norm 29990 für Träger, die bereits mit solchen branchenspezifischen Qualitätsmanagementsystemen arbeiten und die nichtinternational ausgerichtet sind, angesichts des Aufwands und der Kosten einer Umorientierung lohnen würde.
Ähnlich sieht das – wenig verwunderlich – Elke Krämer, stellvertretende Leiterin der Testierungsstelle bei der Qualitätstestierungs GmbH ArtSet, Hannover. 'Die neue Norm ist natürlich auch eine Konkurrenz für die LQW', stellt Krämer fest. Gleichwohl sieht sie dem Aufstieg des neuen Sterns am Normierungshimmel relativ gelassen entgegen. Zum einen rechnet Krämer wie Scheiwein damit, dass die neue Zertifizierung vor allem für Betriebe interessant ist, die schon mit der ISO 9001 arbeiten. Zum anderen werde auch die LQW derzeit internationalisiert: Im Projekt 'Länderübergreifendes Qualitätsmanagement in der Weiterbildung im europäischen Kontext' arbeitet ArtSet daran, das Modell länderspezifisch anzupassen, um es z.B. auch in Polen, Bulgarien und Litauen einzuführen.
Unternehmen, die sich nach der DIN ISO 29990 zertifizieren lassen wollen, können sich unter www.rkw-bb.de an die RKW Berlin-Brandenburg GmbH als zentrale Anlaufstelle für Informationen rund um den neuen Standard wenden. Es wird allerdings noch weitere Zertifizierungsstellen geben.
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