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DGFP-Kongress 2012

Netze richtig nutzen

Der Einsatz und die Nutzung von Social Media im Unternehmen bildete einen von mehreren Themenpfaden, die durch das Programm des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) Anfang Mai 2012 in Frankfurt führten. Ihm zu folgen lohnte sich – zumindest für jene große Mehrheit der Führungskräfte und Personaler, die sich in der Welt der sozialen Netze noch nicht genauso heimisch fühlen wie in der realen.

Social Media? Sicher, die wachsen und werden wichtiger. In den Unternehmen werden sie auf absehbare Zeit allerdings keine bedeutende Rolle spielen. Das sagten 2009 neun von zehn Personalern. Knapp drei Jahre später – eine kleine Ewigkeit, wenn es um Themen der Web-Welt geht – hat sich die DGFP noch einmal in den Personalabteilungen ihrer 1.800 Mitgliedsunternehmen umgehört. Die Einschätzung diesmal: Mehr als jeder Zweite zeigte sich überzeugt, dass seine Arbeit in den nächsten Jahren wesentlich durch Social Media geprägt sein wird. 'Social Media sind das Thema, das in den Unternehmen am stärksten an Bedeutung gewonnen hat', sagte Sascha Armutat, Leiter Forschung und Themen der DGFP.

Mithin war es nur konsequent, dass die DGFP dem Thema Social Media auf ihrem 20. Kongress viel Platz einräumte. Dieser fand übrigens, was zum inhaltlichen Schwerpunkt passte, erstmals im modernen Congress Center der Messe Frankfurt statt. Die bisherige Veranstaltungs-Location, die Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden, sei in die Jahre gekommen, begründete der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DGFP, Gerhard Rübling, den Umzug.

Vor allem zwei große Fragen waren es, die die Social-Web-Diskussion auf dem Kongress bestimmten. Die erste: Sollen Unternehmen ihren Mitarbeitern erlauben, Social Media zu nutzen? Und wenn ja, in welchem Rahmen? Allein schon deshalb eine interessante Frage, weil sie in der Praxis derzeit sehr unterschiedlich beantwortet wird, wie die DGFP im Vorfeld der Veranstaltung in einer Umfrage unter 202 Personalmanagern ermittelt hatte. Derzufolge gewährt jedes vierte Unternehmen seinen Mitarbeitern uneingeschränkten Zugang zu Social Media, fast ebenso viele untersagen die Nutzung ganz. Rund jede sechste Firma beschränkt die Nutzung auf bestimmte Mitarbeitergruppen oder ausgewählte Dienste, neun Prozent sperren sogar alle Dienste. Welcher Weg ist nun der beste?

Mit der klaren Antwort, die Stefan Grabmeier in seinem Vortrag gab, lag er auf der Linie der meisten Referenten, die über Social Media sprachen: 'Von Verboten und Einschränkungen zur Nutzung sozialer Netze ist grundsätzlich abzuraten', formulierte der Head of Culture Initiatives bei der Deutschen Telekom. Als einen wichtigen Grund führte er eine Zahl an, die er auf Basis verschiedener Untersuchungen – unter anderem der Shell-Jugendstudie – errechnet hat: '55 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen würden nicht bei einem Unternehmen arbeiten, das ihnen die Nutzung von Social Media am Arbeitsplatz verbietet.' Für Personaler eine denkwürdige Zahl – vor dem Hintergrund, dass viele Unternehmen den Fachkräftemangel bereits spüren und sich der Wettbewerb um kluge, junge Köpfe noch deutlich zuspitzen wird.

Google lockt diese in Scharen, sicher auch deshalb, weil das Unternehmen seinen Mitarbeitern so wenig Vorschriften wie nur eben möglich macht, schon gar nicht die Nutzung von Social Media kontrolliert, wie Frank Kohl-Boas in seiner Keynote erläuterte: 'Intelligente Menschen fühlen sich durch Kontrolle vorgeführt und werden immer Wege finden, ihr zu entgehen', so der Topmanager, der beim Internetriesen HR in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Skandinavien verantwortet. Anders ausgedrückt: Ganz gleich, ob Unternehmen ihren Mitarbeitern verbieten, Social Media am Arbeitsplatz zu nutzen oder nicht, nutzen werden sie sie sowieso. Das Einzige, was ein solches Verbot aus Kohl-Boas’ Sicht bewirken würde: Die Motivation sinkt.

Die zweite große Frage zum Thema, die in vielen Vorträgen beleuchtet wurde: Wozu und wie können Unternehmen Social Media sinnvoll nutzen? Ein 'Wozu' liegt auf der Hand und wurde natürlich auch von den meisten Unternehmen längst erkannt. 'Da 98 Prozent der jungen Menschen in Social Media unterwegs sind, sind diese natürlich ein interessanter Recruiting-Kanal', stellte Professor Armin Trost von der Hochschule Furtwangen in seinem Vortrag fest. Beim 'Wie' hapert es aus Sicht des HR-Wissenschaftlers allerdings oft noch. Trost zeigte die Facebook-Karriereseiten mehrerer Firmen. 'Fällt Ihnen etwas auf?', fragte er seine Zuhörer. 'Fast alle Posts sind entweder vom HR-Team oder vom Leiter Personalmarketing geschrieben.'

Der HR-Experte bezeichnete solche Einträge als künstlichen Content, der fürs Recruiting ziemlich wertlos sei. Die Angehörigen der Generation Y, also die 20- bis 30-Jährigen, wollen authentische Einblicke ins Unternehmen, führte Trost aus. 'Wenn Sie Facebook User für eine Ausbildung in Ihrem Unternehmen interessieren wollen, dann müssen die Posts auch von Auszubildenden geschrieben werden.' Die dürften zwar leicht redigiert, aber auf keinen Fall glattgebügelt oder gar von einer Agentur verfasst werden. 'Eine Agentur kann nicht schreiben wie ein Auszubildender, damit fliegen Sie auf', warnte Trost.

Stephan Grabmeier fokussierte in seinem Vortrag auf einen Nutzenaspekt einer anderen Art von Social Media, sogenannter Expertenportale. Unternehmen können dort zum Beispiel kreative Nüsse, an denen sie knabbern, einstellen, Fachleute verschiedener Couleur machen sich dann daran, diese zu knacken. Als Anreiz werden in der Regel Preise für die besten Lösungen ausgeschrieben. Die zunehmend komplexere Welt können Unternehmen nur bewältigen, wenn sie die Außenwelt in Problemlösungs- und Innovationsprozesse mit einbeziehen, betonte Grabmeier:'„Der innovative Nukleus liegt künftig in der Peripherie der Unternehmen, nicht mehr in deren Zentrum.'

Eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen, das war eine Quintessenz, die Grabmeier, aber auch andere Referenten wie Armin Trost oder Frank Kohl-Boas zogen, besteht darin, sich der Umwelt zu öffnen – externen Experten genauso wie potenziellen Bewerbern. Social Media sind dafür ein möglicher Kanal.

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