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DGFP Congress 2017

HR als Treiber der Transformation

Agil statt stabil, digital statt analog, disruptiv statt evolutionär – die Wirtschaftswelt wandelt sich radikal und rasend schnell. Für Unternehmen bedeutet das: Entweder sie wandeln sich mit, oder sie verlieren den Anschluss. Treiber dieser Transformation muss HR sein, das war die Kernbotschaft des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) Mitte März in Berlin.

Auf den vorangegangenen DGFP-Kongressen wurde über die Frage noch heftig diskutiert. Zum Auftakt dieser Veranstaltung macht der Vorstandsvorsitzende der Personalerorganisation Gerhard Rübling einen Haken daran: 'Es geht nicht mehr darum, ob sich die Unternehmen grundlegend verändern müssen oder nicht, die Frage ist klar beantwortet. Jetzt geht es darum, wie dieser Wandel gestaltet werden kann'. Transformieren oder verlieren, heißt es, und in der Bütt sieht die DGFP da – naturgemäß, aber nicht zu unrecht – vor allem ihre Klientel, die Personaler.
Ihre Veranstaltung steht unter dem Motto 'Challenge Transformation' – im Programmheft darunter findet sich die Frage: 'Nehmen Sie die Herausforderung an?' Bei der handelt es sich um keinen Pappenstiel, denn letztlich geht es bei dem zu bewältigenden Wandel um nicht weniger, als die Unternehmen auf eine neue Epoche vorzubereiten und sie in selbige zu führen: die Arbeitwelt 4.0.
Die Location der Veranstaltung ist insofern gut gewählt: eine umgebaute Lagerhalle im Berliner Westhafen, die jenen Industrie-1.0-Charme versprüht, den die Vertreter der Arbeitswelt 4.0 so lieben: riesige Räume, hohe Decken, große mit Metallsprossen in kleine Karrees geteilte Fenster, die den Blick auf Kräne öffnen, die Binnencontainer-Schiffe be- und entladen. Das, was sich auf der Bühne abspielt, ist dennoch meist spannender: Die Vortragenden haben klare, aufs Veranstaltungsmotto zugespitzte Botschaften mitgebracht.

Die Transformation ist ein ­Kulturwandel
'Das Fragezeichen hinter HR hat sich komplett erledigt', sagt Gitta Blatt von Sky Deutschland: 'Im Transformationsprozess ist HR immer auf der Bühne, die Frage ist nur, welche HR-Kompetenz man gerade braucht.' BMW-Personalvorstand Milagros Caiña Carreiro-Andree wird deutlicher: 'HR muss der Motor der Transformation sein.' Entweder gestalte HR den Wandel – oder keiner.
Warum HR im Transformationsprozess die Schlüsselrolle zukommt, bringt Markus von Lepel, HR-Chef der Digitalsparte von Axel Springer, auf den Punkt: 'Die Transformation ist in erster Linie ein Kulturwandel.' Es gehe darum, zu lernen, die Mitarbeiter von der Leine zu lassen und ihnen – im übertragenen Sinne wie buchstäblich – Raum für Neu-, Quer- und Andersdenken zu bieten. Von Lepel weiß, wovon er spricht. Schließlich gilt Axel Springer in Sachen (digitaler) Transformation als Vorreiter in der Medienbranche.
Weil sich über Kultur viel reden, sie sich aber viel besser erleben lässt, hat die DGFP zu einem besonderen Event geladen: einer Bustour – man könnte auch sagen Kulturtour – zu Berliner Hubs, Accelerators und Labs. Arbeitsorten, die zu Konzernen gehören, aber Startup-Spirit verströmen, die wie Mini-Exklaven des Silicon Valleys wirken. Etwa 120 der insgesamt rund 400 Kongressteilnehmer fahren, aufgeteilt auf sechs Busse, mit. Eine der Stationen: der Accelerator von Axel Springer.
Das Ambiente: schräg, chaotisch, kreativ. Schreibtische, Kaffeeküche, die Wände mit Sprüchen übersät. Werkstatt-Feeling und Gründergeist. Die 20 Tourteilnehmer hocken auf den für die neue Welt wohl obligatorischen Paletten. Wie wählt sie die Coachs für ihre Plattform aus? Wie stellt sie die Qualität der Dienstleistung sicher? Geduldig stellt sich Susanne Klepsch den Fragen der Besucher. Klepsch ist Co-Founderin von Coachfox, einem Online-Marktplatz für Videocoaching, und zudem Teilnehmerin am Programm Plug & Play von Axel Springer, einem Joint Venture des Medienhauses mit dem Plug & Play Tech Center aus dem Silicon Valley. Sie stellt sich und ihr Unternehmen in einer Art Pitch den Tourteilnehmern vor, so wie sie es bei dem Accelerator gelernt hat.
Die Startups verbringen hier 100 Tage. Drei Mal im Jahr führt Axel Springer Plug & Play sein Programm durch, jeweils etwa zehn bis 15 Early-Stager sind dabei. Neben 25.000 Euro Anschubfinanzierung erhalten die jungen Gründer Unterstützung bei allem Möglichen – von Marketing-Know-how bis zu rechtlichen Fragen. Für fünf Prozent ihrer Unternehmensanteile versucht das siebenköpfige Team von Axel Springer Plug & Play die Gründer möglichst schnell zur Investmentreife zu bringen. Bislang das erfolgreichste Exit aus dem Programm ist die mobile Bank N26. Insgesamt 91 Invests hat der Accelator inzwischen getätigt – 68 davon leben noch, wie Frauke Mispagel, aus dem Accelerator-Team, schmunzelnd erzählt. 

HR-Aufgabe: Experimentierfreude implementieren
Dass um die Ausfallquote kein Geheimnis gemacht wird, ist kulturimmanent. Ausprobieren, experimentieren – und damit eben auch ab und zu scheitern – das gehört zur neuen Arbeitswelt wie Powerpoint-Präsentationen zur alten. 'HR muss die Mitarbeiter fürs Experimentieren öffnen. Es geht darum, ein entsprechendes Mindset für die gesamte Organisation zu etablieren', sagt Alexandra Heinrichs, Leiterin HR für die DACH-Staaten von Unilever.
Wolfgang Fassnacht von SAP schlägt einen weiteren Eckpfeiler der zu entwickelnden Kultur ein: 'Tell it like it is – wer einen Fehler macht, muss ohne Scheu den Finger heben, damit alle daraus lernen können.' Um dorthin zu kommen, müssen Führungskräfte nach Meinung des HR-Chefs unter anderem lernen – andersherum ausgedrückt muss HR sie entsprechend entwickeln und befähigen – coachend zu führen. Durch coachende Führung entstehe bei den Mitarbeitern der nötige Mut und das nötige Selbstbewusstsein.
Die neuen Fähigkeiten, die Führungskräfte für den Kulturwandel brauchen, lassen sich allerdings nicht auf die alte Weise vermitteln, betont Katharina Heuer. 'Um die Transformation zu gestalten, muss auch HR sich transformieren.' Dabei geht es laut der DGFP-Geschäftsführerin vor allem darum, schnelle Lösungen zu finden und auszuprobieren, 'es muss nicht immer gleich alles in Beton gegossen werden.'

Die DGFP lebt den Wandel vor
Was die DGFP-Chefin fordert, lebt der Verband in jüngerer Zeit vor – was sich nicht zuletzt in der Gestaltung des Jahreskongresses zeigt. Einst viele Jahre als Kongressmesse in einer großen Betonhalle in Wiesbaden beheimatet, probiert sich die DGFP in neuen, trendigeren Locations in Frankfurt, Hamburg und schließlich Berlin aus, und experimentiert mit neuen Vortragsformaten. Nicht alles hat in der Vergangenheit geklappt, nicht alles wurde gut angenommen. Daraus lernen, neue Wege gehen, weiterlernen – das ist der Weg, den die DGFP eingeschlagen hat. In der neuen Arbeitswelt nennt man dieses Vorgehen iterativ: sich in die Zukunft vorantasten.

Web-TV-Tipp: Stimmen zur Rolle von HR im Transformationsprozess – eingeholt auf dem DGFP-Kongress: ­­
bit.ly/2obH9pX
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