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Bildungsmesse 2002: Warten auf den Durchbruch

Weniger Aussteller, weniger Besucher: Im Bereich 'Weiterbildung und Beratung' hatte die Bildungsmesse geringeren Zuspruch als im Vorjahr. Nur vereinzelt besuchten Personalentwickler vom 19. bis 23. Februar die Messestände in Köln. Doch die Didacta legt sich ins Zeug, um die Messe für diese Zielgruppe attraktiver zu machen.

Die schlechte Nachricht zuerst: In Halle 13 der Bildungsmesse, wo die Weiterbildner und Anbieter von Trainingsbedarf ihre Stände hatten, gab es leere Gänge und lange Gesichter. Mitunter war hier so wenig los, dass man mit Rollschuhen zwischen den Standreihen hätte hindurchgleiten können. Auch Aussteller waren - bedenkt man, dass auf dem Weiterbildungsmarkt allein 30.000 Trainer arbeiten - nicht besonders zahlreich vertreten. Nur 80 Anbieter präsentierten sich nach Auskunft der Köln-Messe im Bereich 'Weiterbildung und Beratung' - das waren rund 20 weniger als auf der vergangenen Messe in Hannover.

Bei dem fehlenden Rummel wundert es kaum, dass mehrere Aussteller ihre Enttäuschung zum Ausdruck brachten: 'Die Messe lohnt sich nicht', resummierte Rainer Illing, Geschäftsführer des Kölner Lerntechnologie-Anbieters ILT. 'Wir sind zum ersten und letzten Mal mit einem Stand dabei.' Jürgen Möhle von Volkswagen Coaching, Wolfsburg, beklagte: 'Tote Hose. Es fehlt der Drive. Hier laufen doch nur ein paar Lehrer rum.' Und selbst die Neuland GmbH aus Eichenzell, die der Messe bislang immer abwartend-positiv gegenüberstand, zeigte sich in Köln resigniert: 'Wie soll man Flagge zeigen, wenn keiner da ist?', meinte Gert Boness. Für den Pressemann der Neuland GmbH stand daher fest: 'Für uns ist die Messe künftig gestrichen!'

Kaum Personalentwickler an den Ständen

Insbesondere Personalentwickler, als 'Einkäufer' von Trainings die wichtigste Zielgruppe vieler Aussteller, zeigten sich auch in diesem Jahr so gut wie gar nicht an den Ständen. Die Mediatorin Anita von Hertel hatte z.B. nach drei Messetagen gerade einmal drei Personalentwickler gesprochen. Wolfgang Staminski von Neuland berichtete Ähnliches: 'Kontakte zu Personalleuten können wir an einer Hand abzählen.'

Die gute Nachricht: Der Didacta Verband, ideeller Träger der Bildungsmesse, und einige engagierte Trainer unternehmen Etliches, um die Messe attraktiver zu machen. Wichtige Schritte sind bereits getan: Gegenüber dem Vorjahr wartete die Messe mit neuen Programmpunkten und Angeboten auf.

Eine Neuheit, zugleich einschlägiges Event für Personalentwickler, war z.B. der die Messe begleitende Kongress 'Weiterbildung 21'. Er soll von nun an 'eigenständiger Teil' einer jeden Bildungsmesse sein, wie Ammann informierte. Wie es aussieht, eine gute Entscheidung: Der diesjährige, erste Kongress wurde jedenfalls gut angenommen. Rund 100 Bildungsverantwortliche bezahlten Eintrittskarten für die von der Didacta ausgerichtete, zweitägige Veranstaltung, zusätzlich etwa 50 Gäste nahmen kostenlos teil. Damit waren die Stühle im Kongresszentrum des Messegeländes nahezu voll besetzt.

Neuer Kongress: Bekannte Referenten dienten als Zugpferd

Vermutlich waren es nicht zuletzt die Referenten, die die Teilnehmer lockten. In Zusammenarbeit mit dem Bildungsberater und Veranstaltungsmanager Mario Gust wurden nämlich bekannte Unternehmensvertreter und Wissenschaftler für den Kongress rekrutiert. Mit dabei waren u.a. Heinz Fischer von der Deutschen Bank, Thomas Sattelberger von der Deutschen Lufthansa, Zukunftsforscher Matthias Horx, der Personaldirektor von Microsoft Albert Hakkers und Prof. Dr. Fritz Simon von der Universität Witten/Herdecke.

In einem dichten Programm mit insgesamt 36 Vorträgen und Diskussionen in Arbeitsgruppen widmeten sich Referenten und Teilnehmer dem Kongress-Motto 'Employability' (übersetzt: 'Beschäftigungsfähigkeit'). Das Schlagwort besagt: Mitarbeiter müssen sich laufend weiterbilden und selbst Verantwortung dafür übernehmen, dass ihr Qualifikationsprofil up to date bleibt. Nur so können sie ihren Arbeitsplatz sichern bzw. finden sie jederzeit einen neuen Job. 'Die Unternehmen wiederum müssen die Voraussetzungen für mehr Eigenverantwortung schaffen und den Weiterbildungsbedarf durch geeignete organisatorische und finanzielle Rahmenbedingungen unterstützen', sagte Mario Gust.

Damit war für den Kongress ein Fokus gewählt, mit dem sich nahezu jedes Thema der Personalentwicklung betrachten ließ: Die Vorträge reichten denn auch von der Balanced Scorecard über e-Learning bis hin zu Planspielen. Nicht jeder Redner schaffte es, die Zusammenhänge zum Oberthema deutlich herauszustellen, manche schienen einfach ihren üblichen Folienvortrag aus der Schublade gezogen zu haben. Nichtsdestotrotz waren die Teilnehmer angetan - aus der Fülle des Angebots konnte jeder etwas für sich herausziehen.

Kongress soll ein Radarauge für Trends sein

Das Thema 'Employability' war indes nicht neu: Bereits 1995 tauchte das Schlagwort auf einer Tagung auf und ging danach durch die Presse. 1998 wurde unter dem Namen 'Selbst-GmbH' eine Initiative hierzu gestartet, die heute über 200 Mitglieder zählt. 'Doch diese Initiative ist eine Ausnahme', erklärte Mario Gust: 'Anders als in anderen Ländern ist in Deutschland die Diskussion zu Employability noch nicht weit entwickelt', betonte der Bildungsberater. So gesehen mag der erste Kongress den Anspruch erfüllt haben, den Didacta-Präsident Ammann wie folgt formulierte: 'Weiterbildung 21' soll ein Radarauge sein. Wir wollen virulente Trends aufspüren und in die Szene tragen.'

Für einen Besuch an den Messeständen blieb den Teilnehmern in den zwei Kongresstagen keine Zeit. Die Idee ist aber auch eine andere: 'Wir stellen uns vor, dass Personalentwickler einen Tag früher anreisen, um vor dem Kongress noch zur Messe zu gehen', schilderte Ammann, wie durch die neue Veranstaltung mehr Personalexperten auf die Ausstellungsfläche finden könnten.

Neue Gelegenheit zum Networking geschaffen

Damit aber auch Kongressbesucher, die nicht auf der Messe waren, mit Ausstellern zusammenkommen konnten, hatte der Didacta Verband gemeinsam mit dem Trainernetzwerk 'Trainertreffen Köln' eine 'Networking Night' veranstaltet - auch das ein neues Event. Kongressteilnehmer, Aussteller und deren Gäste trafen sich abends bei freiem Getränkeausschank in der Messehalle, um Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

Nicht nur Kongress und 'Networking Night' kamen in diesem Jahr hinzu. Auch sonst gab es mehr Programm und Aktionen, so z.B. die Verleihung des Weiterbildungsinnovationspreises (vgl. Bericht in diesem Heft, S.*****xy****). Zwar wurden die großen Plenums-Vorträge zu Themen der OE und PE im 'Forum Weiterbildung und Beratung' von 18 auf 13 abgespeckt - 'zugunsten des Kongresses' wie verlautbart wurde. Dafür fanden mehr kleine Vorträge und Vorstellungen statt, nämlich rund 70 gegenüber 56 im vergangenen Jahr: Aussteller gaben Einblick in Ihre Instrumente, Methoden, Projekte oder Themen wie z.B. Psychodrama, Stressbewältigung, Frauen-Coaching und Trainerversorgung. Und auch im Trainer-Café, das das Trainertreffen Deutschland wieder ausrichtete, gab es in diesem Jahr Präsentationen: Zu jeder vollen Stunde stellte sich ein Mitglied oder Kooperationspartner des Trainernetzwerks in einem kleinen Interview-Gespräch vor.

Aussteller, die Vorträge hielten, hatten Resonanz

Die meisten Aussteller, die sich an den Vorträgen und Präsentationen beteiligten, gehörten dem neuen Trainerdachverband 'DVWO' an. Sie zeigten sich mit der Messe sehr zufrieden. Ihre Aktionen weckten Interesse und zogen Besucher an ihre Stände. Im Schnitt hatten diese Aussteller täglich rund 50 Kontakte von guter bis sehr guter Qualität. Das jedenfalls war einer Auswertungsliste zu entnehmen, die im Trainer-Café aushing.

Die gute Resonanz bei den aktiven Ausstellern war sicher nicht allein auf ihre Umtriebigkeit, sondern auch auf die Themenfelder zurückzuführen, die sie vertraten. Die zufriedenen Aussteller kamen aus Bereichen wie Kinesiologie, NLP, Suggestopädie, Mediation. Mit diesen Themen sprachen sie natürlich auch Pädagogen und Lehrer an, die aus den Nachbarhallen der Bildungsmesse in die Halle 13 herüberwanderten. Einer aus diesem Ausstellerkreis bestätigte: 'Zu uns kommen unter anderem Lehrer, die Trainer werden wollen.'

Enttäuschung hier, Zufriedenheit dort: Die Bildungsmesse polarisiert. Und das liegt, so zeigte sich in Köln, an der breiten Ausrichtung der Messe: Personalentwickler von Großkonzernen mit Personen unter einen Hut bringen zu wollen, die Infos rund um den Trainerberuf suchen - das ist vielleicht ein unerfüllbarer Anspruch.
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