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Aus Fehlern lernen: Irren ist managerlich

'Aus Schaden wird man klug', sagt der Volksmund. Das mag stimmen. Wer jedoch über langjährige Berufserfahrung verfügt, möchte diesen Optimismus nicht mehr so ohne Weiteres teilen. Das Zeitalter der Massenproduktion neigt sich dem Ende zu, nur Fehler werden nach wie vor in Serie produziert.

Zwanzig davon, die mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit die Führungsetagen infiltrieren, hat Nabbie Mansaray, Mitglied im Oberen Führungskreis der Siemens AG, zusammengestellt und mit launischen Titeln versehen. Da gibt es die 'zelebrierte und ritualisierte Selbsttäuschung', das 'Ich-kenne-den-Markt-Syndrom' oder die 'Quick-and-Dirty-Finish-Krankheit'. Letztere sei insbesondere jenen Management-Trendsurfern zur Lektüre empfohlen, die mit missionarischem Eifer behaupten, in der New Economy gewinne der Schnelle vor dem Langsamen. Das Ergebnis sind dann beispielsweise EDV-Programme, bei denen dem Kunden die zweifelhafte Aufgabe zukommt, übersehene Programmierfehler zu entdecken. Der persönliche Favorit des Rezensenten: Das Kapitel 'Delegation: Vom Führungs- und Folterinstrument'. Eindrucksvoll beschreibt Mansaray darin, wie Delegation, die nicht auf dem Vertrauen in die Kompetenz der Mitarbeiter fußt, Schritt für Schritt das Betriebsklima ruiniert.

Wenn auch der Stil des Autoren bisweilen überspitzt und polemisch ist, den schmalen Grat zur Besserwisserei meistert er geschickt. Mit Sachverstand und Erfahrungswissen beschreibt er die Konsequenzen einer allzu einseitigen Sicht der Dinge. So erweitert Mansaray nicht nur den Blickwinkel des Lesers, er ist sich auch nicht zu schade, am Ende jeden Kapitels eine persönliche Schlussfolgerung zu ziehen.

Es steht allerdings zu befürchten, dass auch Verlag und Autor einem großen Irrtum aufgesessen sind. Denn: Wer kauft sich schon freiwillig ein Buch mit dem Titel 'Wenn Führungskräfte irren'? Da muss man den mitleidigen Blick an der Ladenkasse schon schlagfertig zu retournieren wissen: 'Können Sie es bitte einpacken, es soll ein Geschenk sein...' Mögliche Alternative: heimlich per Internet bestellen. Das Buch hat nämlich selbstkritische und keine selbstgerechten Leser verdient.
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