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Charta für New Work

Statement für zukunfts­weisende Arbeit

New Work droht zur Management-Mode ohne greifbaren Inhalt und Impact zu werden. Davon ist der Think Tank humanfy rund um Co-Founder Markus Väth überzeugt und hat als Gegengewicht eine Charta für New Work veröffentlicht. Ihr Ziel: ein Commitment zu dem sozial-gesellschaftlichen Ansatz des Begründers Frithjof Bergmann und zur aktiven Gestaltung neuer Arbeit.

managerSeminare: Was ist der Hintergrund der Charta?

Markus Väth: Wir wollen New Work für Unternehmen präzisieren und verständlich machen. Gleichzeitig wollen wir den Geist des ursprünglichen Gesellschaftskonzepts retten, der weit über einzelne Unternehmen hinausgeht. Der Begründer Frithjof Bergmann dachte nämlich weniger in wirtschaftlichen als in individuellen und politischen Dimensionen. New Work hat daher das Potenzial, Impulse zu geben – nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für Politik und Gesellschaft. Dafür aber müssen wir das sozialutopische Potenzial heben und klarmachen: Arbeit ist mehr als nur ein Job. Die New Work Charta will genau das tun und den sozial-gesellschaftlichen Ansatz Bergmanns mit den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen versöhnen. Ganz konkret sollen Unternehmen eine klare, praxisorientierte und theoretisch fundierte Handlungsanleitung für ihre New-Work-Projekte enthalten.
 
Warum jetzt diese Initiative?

New Work findet immer mehr seinen Weg in den Mainstream. Uns erreichen beispielsweise immer öfter Anfragen auch von traditionellen Unternehmen, die New Work spannend finden. Wir glauben, das ist ein guter Zeitpunkt, die Szene um New Work mit einer starken Stimme zu vereinen und so den Publikumseffekt zu vergrößern. Letztlich soll die Charta in Deutschland Eingang finden in den wirtschaftlichen und politischen Diskurs über die Gestaltung von Arbeit und deren Zukunft.

Kann man sie auch verstehen als Antwort auf die Umbenennung der Xing SE in New Work SE und den Aktivitäten des Netzwerks?

Die Charta richtet sich bewusst gegen die momentan grassierende Verflachung und zunehmende Beliebigkeit des Begriffs. Wo New Work draufsteht, ist eben oft kein New Work drin. Es reicht eben nicht, allen Mitarbeitern Home Office zu versprechen oder den berüchtigten Kickertisch ins Büro zu stellen. So etwas gerät leicht zum 'Pflaster', zur Symptombekämpfung ohne tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema. Gegen diesen Etikettenschwindel wollen wir ein Zeichen setzen und treten ein für eine klare, humanistische und soziale Interpretation des Konzepts nach den Leitgedanken von Bergmann. Ich denke, auch für Xing ist die Charta eine Chance, sich zu orientieren.

Mit der Charta ergeht der Ruf an die Öffentlichkeit, sich mit einer Unterschrift zu der neuen Arbeitswelt zu bekennen. Was versprechen Sie sich von den Unterschriften?

Die Unterschriften sind natürlich am Anfang zunächst ein Symbol für den Aufbruch hin zu New Work. In der Charta heißt es: 'Wir fördern und fordern diese Prinzipien in unseren Unternehmen und arbeiten aktiv an ihrer Gestaltung mit – für die Zukunft unserer Unternehmen und für einen Beitrag zu einer lebenswerten Gesellschaft.' Die Unterzeichner verpflichten sich also, in ihren Unternehmen New Work zu berücksichtigen und durch ihr Handeln auf die Ziele der Charta hinzuwirken. Letztlich wollen wir einen Sog, eine Bewegung innerhalb der Unternehmen erzeugen. Weil wir glauben, dass die Menschen Sehnsucht haben nach einer menschlichen, kraftvoll gestalteten Arbeitswelt.

Wie war die Resonanz auf die Veröffentlichung der Charta?

Bisher haben über 200 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Charta gezeichnet. Aus ganz unterschiedlichen Nachrichten und Mails, die uns erreichen, lese ich eine Begeisterung für unsere Charta und auch ein gewisses Momentum heraus mit der Botschaft: Es wird Zeit für eine starke Stimme der New Work Community.

Und die Unterzeichner sind vornehmlich Berater oder gibt es auch Commitments von Unternehmen in signifikanter Zahl?

Was uns von anderen Initiativen unterscheidet, ist der Umstand, dass wir keine Unternehmen als Ganzes ansprechen. Natürlich haben wir Mitarbeiter und Führungskräfte, beispielsweise von Siemens, Bosch oder Continental, als Unterzeichner. Aber keiner dieser Unterzeichner nimmt in Anspruch, für sein Unternehmen zu sprechen. Das wollen wir auch gar nicht. New Work ist Aufgabe jedes Einzelnen, und die Charta soll als Erstes Grundlage sein für eine Community von Menschen, nicht von Unternehmen. Egal ob Beraterin, Professor, Bundestagsmitglied oder Mitarbeiter eines Unternehmens – für uns ist jeder Mitzeichner, jede Mitzeichnerin gleich wertvoll und willkommen. Alle sind eingeladen, ihre persönliche Energie und Erfahrung einzubringen.
 
Kritische Stimmen waren auch zu vernehmen – in der Art: 'Da setzt sich jemand an die Spitze einer Welle' oder 'Was ändert sich schon mit einer Charta?' Was ist Ihre Antwort darauf?

Ganz ehrlich: Ich finde Gegenwind gut. Nur so gibt es produktive Diskussionen und Bewegung. Außerdem haben diese Stimmen ja recht: Wir wollen mit der New Work Charta ein deutliches Zeichen setzen und Interessierten eine Brücke bauen, damit New Work in der Breite mehr Aufmerksamkeit bekommt. Und was sich mit der Charta ändert? Lassen Sie es mich so sagen: Ich führe momentan viele Gespräche mit Menschen, die die Charta inspiriert: für ihre eigene Arbeit und für die Vernetzung mit Gleichgesinnten. Genau das ist doch New Work: die eigene Arbeit neu begeistert anpacken und seine Erfahrungen mit anderen teilen. Allein dieser Effekt ist die Mühe wert.

Was ist Ihr Fazit nach den ersten Wochen?

Die harte Währung einer solchen Aktion sind Aufmerksamkeit und Resonanz: Wie reagieren die Menschen? Und da sind wir sehr zufrieden; die Charta hat uns die vergangenen Wochen jeden Tag in Atem gehalten. Gleichzeitig ist eine so positive Resonanz auch Verpflichtung. Wir arbeiten gerade an einem Konzept, wie wir die Unterzeichner und unsere deutschlandweite Community sinnvoll vernetzen und einbinden, damit ein langfristiger, gegenseitiger Mehrwert entsteht. Starten werden wir diese Phase mit unserer New Work Week im Juli in Nürnberg.

Das Interview führte Nicole Bußmann.

Die fünf Prinzipien von New-Work-­Unternehmen
1. Freiheit (Experimentierräume, angstfreie Kultur, starke Vernetzung)

2. Selbstverantwortung (Selbstorganisation, Budget-Autorität, Beteiligungsmodelle)

3. Sinn (Unternehmensidentität, Klare Wertschöpfung, Sinnhaftes Gestalten)

4. Entwicklung (Kollektive Lernstrukturen, Selbsterneuerung, kollektive Entscheidungen)

5. Soziale Verantwortung (Nachhaltiges Wirtschaften, regionales Engagement, ehrbarer Kaufmann)

Quelle:: www.managerseminare.de; Markus Väth, humanfy.
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