Sabine Roeder-Schorr arbeitet in ihrem Münchener Coaching-Institut MehrWertMensch mit einem ungewöhnlichen Assistenten. Er ist rund, etwa so groß wie eine Orange, und seine obere Hälfte leuchtet in verschiedenen Farben. Seit sie den Assistenten hat, kann sich Roeder-Schorr manchmal zurücklehnen und ihre Klienten dabei beobachten, wie sie die kleine Kugel in der Hand halten und dabei die Welt um sich herum vergessen. Ihre Coachees machen mit dem Tool eine wichtige Entdeckung, sagt sie: 'Sie lernen, dass sie es selbst in der Hand haben, ihren Stress zu regulieren.'
Das mit dem 'in der Hand haben' ist wörtlich zu verstehen. Denn die Kugel – sie heißt Qiu und wurde von der Firma BioSign in Ottenhofen entwickelt – misst über einen Sensor die Herzratenvariabilität einer Person. Diese gilt als Parameter für Anspannung und Entspannung: In gestresstem Zustand ist die Variabilität der Herzschläge gering, in ruhigem Zustand hoch. Der Qiu übersetzt das in Farbsignale. Er leuchtet rot bei Anspannung und grün bei Entspannung und liefert dem User so eine Rückmeldung über sein aktuelles Erregungsniveau. Diese Rückmeldung bezeichnet man als Biofeedback.
Was klingt wie der neueste Budenzauber aus der Esoterik-Ecke, ist in der Medizin seit Jahrzehnten ein verbreitetes Therapieverfahren. Ärzte schließen Patienten an Biofeedback-Geräte an, um ihnen bei Beschwerden wie Bluthochdruck, chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Angststörungen zu helfen. Je nach Beschwerdebild wird mit unterschiedlichen Parametern gearbeitet. Neben der Herzratenvariabilität können das zum Beispiel Hirnströme, die Hauttemperatur, die elektrische Hautleitfähigkeit oder die Muskelspannung sein. Biofeedback-Geräte messen diese Parameter und verwandeln die Messwerte in optische oder akustische Signale, die Patienten leicht erfassen können.
Extra:- Infokasten: Was ist Biofeedback?