Akademie für Führungskräfte lässt Kunden Seminar der Zukunft entwickeln

Was kommt dabei heraus, wenn nicht der Anbieter, sondern die Zielgruppe selbst das Angebot entwickelt? Die Akademie für Führungskräfte (Überlingen) hat das Experiment gewagt: Auf ihrem Jahres-Symposium am 10. November in Stuttgart entwarfen Personalentwickler „Seminare der Zukunft“ und stimmten übers beste Konzept ab. Die Akademie hatte im Vorfeld erklärt, den Sieger-Entwurf 2018 auf den Markt zu bringen. Dessen Arbeitstitel: „Break the Silos“.

Ein Gastbeitrag von Lars-Peter Linke

„Das ist ja cool: Die laden uns ein, lassen uns arbeiten und können uns dann Ideen anbieten, die wir selbst erarbeitet haben“, stellt eine Teilnehmerin schmunzelnd fest. Wie man es von Personalentwicklern und Trainingsexperten erwarten kann, lassen sie sich nicht lange bitten. Die Challenge, Seminare der Zukunft zu entwickeln, nehmen sie sofort an, auf die dazu gewählte Methode des Design Thinkings und deren Prämissen stellen sie sich schnell ein: gemeinsames Brainstorming, klare Ausrichtung auf Bedürfnisse und Erfahrungen der Kunden, schnelle Umsetzung von Ideen unter Zeitdruck ohne Anspruch auf Perfektion.

Vor allem beim An- und Vordenken neuer Methoden zeigen die rund 80 Personaler Lust am Erfinden, Querdenken und Ausprobieren. An guten Ideen ist kein Mangel: vom Lernen mit Comics über Lernen mit und aus Shitstorms bis zum „Undercover-Trainer“, der vor dem offiziellen Seminarstart die Teilnehmer am Arbeitsplatz inkognito beobachtet. Sichtbar mehr Mühe verlangt die Verdichtung zum Seminar und die Verknüpfung der Teilnehmer- und Kundenbedürfnisse mit neuen Ansätzen.

Eine Gruppe widmet sich jungen Führungskräften, die erst wenige Tage in der neuen Rolle und Position sind. Mit spielerischen Methoden und ihrem eigenen Avatar sollen sie mit Lernen „on demand“ und am Arbeitsplatz unmittelbare Unterstützung erhalten. Die neuen Lernformen, die in der „Avatar Academy“ zum Einsatz kommen sollen, sind aber mehr als digitale Spielerei: Das Handy und das Tablet der Teilnehmer sind in unserer Zeit ein wichtiger persönlicher und passwortgeschützter Raum für Teilnehmer, in dem sie Hilfe annehmen, reflektieren und lernen können, wenn die Situation es verlangt.

Die zweite Gruppe beschäftigt sich mit der Frage, wie sich das Silodenken in den Unternehmen aufbrechen und überwinden lassen kann. Sie entwirft ein Seminardesign zur Förderung des agilen Denkens und einer offenen Geisteshaltung. Neuen Medien sollen hier vor allem zur Transfersicherung eingesetzt werden – in Form einer Whats-App-Gruppe. Im Training selbst sollen Brettspiele und Selbsterfahrungsübungen ebenso zum Einsatz kommen wie „Fail Pitches“: Teilnehmer berichten von ihren kleinen und großen Pannen und Katastrophen, um sich gegenseitig die Angst vorm Scheitern zu nehmen.

Es mag Zufall oder Koinzidenz sein – auch wenn die Akademie-Studie 2017 auf dem Symposium nicht Thema ist, knüpfen die Seminarkonzepte direkt an die Umfrage-Ergebnisse an: Gut 55 Prozent der rund 290 befragten Führungskräfte sehen ihr Unternehmen bislang weit davon entfernt, agil zu sein. Als Hauptblockade nennen 71,8 Prozent der Befragten das Silodenken im Unternehmen: Bereiche arbeiten nicht miteinander, sondern gegeneinander, der Informationsfluss stoppt an Abteilungsgrenzen und Mitarbeiter sind nicht nur räumlich getrennt, sondern auch im Marktverständnis. Genau an diesem Punkt setzt das Seminarkonzept „Break the Silos“ an, das in der „Applaus-Probe“ knapp vor der „Avatar Academy“ gewinnt.

Wie das Seminar jetzt umgesetzt wird – und ob es sich erfolgreich vermarkten lässt, wird die Zukunft zeigen. Das Experiment ist mit dem Abschluss des Akademie-Symposiums nicht zu Ende, wie Lucia Sauer Al-Subaey, Geschäftsführerin der Akademie für Führungskräfte, betont: „Mit Hilfe des Design Thinking-Prozesses sind die Personalentwickler zu Co-Autoren geworden. Jetzt können sie in Echtzeit verfolgen, wie Ideen, Markt und Nachfrage zusammenspielen. Wenn man einmal die Rollen getauscht hat und für einen Tag auf die Seite des Anbieters von Training und Weiterbildung gewechselt ist, gewinnt man einen anderen Blick auf die eigenen Ansprüche, Anforderungen und Strategien“, ist sie sich sicher.

Für das Siegerkonzept sieht sie gute Erfolgschancen: „Agilität als Zeichen der Zeit fordert uns alle heraus. Nachdem sich Agilität ebenso als Ziel wie als Grundvoraussetzung für Erfolg etabliert hat, merken Führungskräfte und Unternehmen, dass sie eben diese Agilität nicht kaufen, programmieren oder befehlen können. Viele entdecken jetzt gerade, wie wichtig Mensch und Menschlichkeit für jede Nuance des Wirtschaftens sind. Deshalb ist es gut und richtig, dass die Workshop-Teilnehmer Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen stellen – und nicht Methoden und Instrumente.“

Fotos: Akademie für Führungskräfte

13.11.2017
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