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Führungskräfte-Studie 2012

Wertebekenntnis mit Widersprüchen

An Selbstbewusstsein mangelt es deutschen Führungskräften nicht: Das Gros ist von der Vorbildlichkeit des eigenen Verhaltens überzeugt, zumindest 'in den meisten Fällen'. Nur 21 Prozent glauben, in ihrer Arbeitsweise nicht immer ein gutes Vorbild für ihre Mitarbeiter zu sein. Und bloß 15 Prozent meinen, menschlich gesehen zuweilen nicht vorbildlich zu agieren. Das geht aus einer Studie der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft, Überlingen am Bodensee, hervor. Die Untersuchung unter dem Titel 'Verantwortungsvoll führen' beruht auf Aussagen von 443 Führungskräften unterschiedlicher Hierarchiestufen. Was zu denken gibt: 82 Prozent räumen ein, im Berufsalltag manchmal entgegen persönlichen Überzeugungen handeln zu müssen. Da fragt man sich schon, wie das mit der eigenen Vorbildlichkeit zusammenpasst – und damit, dass sich laut Studie 80 Prozent der Führungskräfte sehr stark mit den Werten ihres Unternehmens identifizieren. Auch zwei weitere Ergebnisse irritieren in der Zusammenschau etwas: Gut ein Viertel der Befragten identifiziert die Gewinnmaximierung als leitendes Motiv im eigenen Unternehmen. Aber zu Ehrgeiz und Reichtum als persönliche Maxime will sich fast keiner bekennen.

Sind also immer nur die anderen gierig und schlecht? Tatsächlich meinen 44 Prozent der Befragten, ihre Verantwortung ernster zu nehmen als andere. Und doppelt so viele wie die, die ihr eigenes Verhalten als 'menschlich nicht immer vorbildlich' bezeichnen, haben am eigenen Chef etwas auszusetzen: 33 Prozent finden, ihr Boss verhalte sich zuweilen moralisch fragwürdig. Sechs Prozent denken sogar, dass er sich generell problematisch verhält. Freilich: Per Umfrage lässt sich nicht ermitteln, wie es um die Managementverantwortlichkeit tatsächlich bestellt ist. Stets sind die Antworten – ob bewusst oder unbewusst – sozialer Erwünschtheit geschuldet. Und natürlich neigen Menschen dazu, ihr positives Selbstbild zu wahren. Das wissen auch die Studienmacher. Erhellend könne die Studie dennoch sein, schreibt Akademie-Geschäftsführer Lars-Peter Linke in seinem Vorwort. Denn sie rege zu Fragen an, die sich jeder Einzelne nur selbst beantworten kann, etwa: Wenn ich der Ansicht bin, dass sich mein Chef moralisch fragwürdig verhält – was genau verstehe ich darunter? Und wie gehe ich damit eigentlich um? Die Widersprüche in den Aussagen können schließlich auch daher rühren, dass sich Führungskräfte bislang zu wenig mit ihren Werten auseinandergesetzt haben.
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